Sonntag, 13.7. – Mittwoch, 16.7.
Fast etwas wehmütig verlassen wir bei immer noch knallblauem Himmel Whistler und fahren weiter den Highway Nr. 99 hoch, welcher ab Pemberton nicht mehr den klingenden Namen Sea to Sky Highway hat, sondern nur noch ordinär Portage Road, dann Lilleoet Lake Road und Duffy Lake Road. Auf der ganzen Fahrt ist es sengend heiss mit Temperaturen um die 40°. Aber dank dem Schlafkojenaufbau über der Führerkabine unseres RVs, kann ich meinen Arm die ganze Zeit raushängen lassen und bekomme trotzdem keinen Sonnenbrand… 
Nach Überquerung eines kleinen Passes machen wir einen ersten Stopp am Lower Joffre Lake, einem kleinen türkis See der einem darum herum liegenden Provincial Park den Namen gibt.
Lower Joffre Lake: Blauer Himmel, weisser Gletscher, dunkelgrüner Wald, hellgrüner Uferböschung und Seegras, türkis Wasser und noch etwas braun aufgewühltes Wasser, weil ein Mister mit seinem Köter unbedingt baden gehen musste…:



Weil wir noch eine ziemliche Strecke vor uns haben, verzichtet Marianna schweren Herzens darauf, ebenfalls in den Joffre Lake zu steigen. Aber schon eine Fahrstunde später treffen wir auf den Pavilion Lake und nun gibt es kein Halten mehr. Ohne gross Zeit mit Badezeugs anziehen zu verplempern, stürzt sie in Unterwäsche ins Wasser. Wenn das keine Wasserratte ist…
Pavilion Lake: glasklar und türkis leuchtend. Ich selber war übrigens auch drin, wie das Foto unten bezeugt…
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Kurz nach dem Pavilion Lake ändert sich das Landschaftsbild radikal. Die endlosen Wälder und damit auch das dominierende Grün verschwindet und macht Prärie und Steppe Platz. Irgendwie passt das jetzt fast besser zu den immer noch über 40°.
Fahrt zwischen Pavilipn und Kamloops: der Wald verschwindet und macht gelber Steppe Platz. Grün ist es nur noch dort, wo bewässert wird:




Kamloops, eine grössere Stadt mit 86’000 Einwohnerinnen, durchfahren wir mehr oder weniger diretissima (kurzer Stopp beim bereits geschlossenen Visitors Center) und steuern nach unseren guten Erfahrungen mit den Provincial Parks einen solchen an – den winzigen Paul Lake Provincial Park. Der ist etwas nördlich von Kamloops völlig weg vom Geschütz und eignet sich bestens für eine gemütliche Übernachtung inkl. Feuer und Grillieren.
Paul Lake Provincial Park Campground:


Am Montag geht’s weiter nordöstlich nach Clearwater und von da in die 65 km lange Sackgasse in den grossen Well’s Grey Provincial Park, wo wir zuhinterst auf dem Campground unsere nächste Nacht gebucht haben. Die letzten 25 km sind sogar ungeteerte Strasse und zusammen mit der Hitze kommt fast etwas Australien-Feeling auf. Nur, dass hier die Gravel Road besser ausgebaut ist als so manche Teerstrasse, welche wir auf unserer Reise noch antreffen werden.

Unterwegs im Well’s Grey besuchen wir noch kurz die Dawson Wasserfälle, da diese im Reiseführer speziell erwähnt sind.
Voilà, das sind sie, die Dawson Falls (Im Hintergrund. Vorne, das ist Marianna, die bereits wieder ihr sommerliches dunkelbraun im Gesicht trägt):

Wir sind wie geplant ziemlich früh auf unserer Camp Site und können nun noch gemütlich den Spaziergang am See entlang zu der auf der Karte eingezeichneten Badestelle machen. Ich zieh mir meine Turnschuhe an, Marianna belässt es bei den Flipflops und wir gehen los. Nach etwa 20 Minuten Marsch über einen kleinen, zum Teil matschigen Weg entlang des Sees wird Marianna langsam „ulidig“ und will nicht mehr – wir wollten doch nur kurz an den See… Aber schlussendlich gehen wir doch weiter und nach etwa einer Stunde sind wir am Ziel, einem kleinen Steg, von welchem aus man gut baden kann. Das Spezielle an dieser Wanderung ist, dass man beim Campground neben einem Fluss mit Stromschnellen startet, welcher dann gegen oben immer breiter und ruhiger wird und nach etwa einer halben Stunde wandern hat man einen See neben sich, in welchem überhaupt keine Strömung mehr zu erkennen ist.
Lakeshore Trail am Clearwater Lake/River.
Hier ist Clearwater noch ein Fluss mit starker Strömung. Im Hintergrund zu sehen der Übergang zu Weisswasser:

Und los gehts auf dem Lakeshore Trail:

Ziel erreicht, Marianna kommt endlich zu ihrem wohlverdienten Bad
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Auf dem Rückweg bemerken wir auch das Warnschild, ab wo aus dem stehenden Gewässer definitiv ein fliessendes wird:

Den erneut stündigen Rückweg zum Campground nehmen wir dann kurz vor dem Einnachten viel lockerer. Schliesslich wissen wir jetzt, was uns erwartet.
Am Dienstagmorgen starten wir direkt die 65 km Rückfahrt aus dem Well’s Grey Park. Unterwegs haben wir zwei Abstecher vor: ein kurzer Foto-Guck-Stopp bei den Helmcken Falls (zusammen mit Horden anderer Touristen, mehrheitlich asiatischer Abstammung) und ein langer Stopp inkl. 2-stündiger Wanderung zu den Mole Falls.
Helmcken Falls: imposant und mit 2 Minuten Fussmarsch zu erreichen

Die Wanderung zu den Mole Falls ist da schon länger – und schöner:

Die Mole Falls. Das Spezielle an ihnen ist, dass man hinter den Fällen durchlaufen kann. Man ist dann zwar tropfnass, aber das macht ja bei diesen Temperaturen nichts…

Martin macht sich auf den Weg…
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Suchsel: wo ist Martin?

Geschafft… …und heil zurück 

Bei der Verbleibenden Fahrt aus dem Well’s Grey Park hinaus sehen wir am Strassenrand noch einen Schwarzbären mit 2 Jungen. Leider aber nur ganz kurz, dann sind sie verschwunden.
Nun geht es weiter auf dem Yellowhead Highway in Richtung Nordosten, dem Jasper Nationalpark. Wir haben vor, noch irgendwo unterwegs eine weitere Übernachtung einzulegen und werden im winzigen Ort Blue River mit dem Blue River RV Park fündig. Blue River… das scheint ein ganz spezieller Ort zu sein. Wir sind aktuell hier bei deutlich über 30° Hitze und ziemlicher Trockenheit. Wofür der Ort jedoch offenbar weltweit bekannt ist, ist Heli Skiing. Das „Mike Wiegele Helicopter Skiing Resort“ ist *die* dominante Einrichtung hier und wohl auch Arbeitgeber für einige Leute. Das Resort besteht aus einzelnen, grossen Blockhütten und hat direkt daneben mindestens 7 Helikopter-Start-/Lande-Plattformen, von welchen die Gäste auf die Berge geflogen werden. Extrem… Von unserem RV Park Manager, Ralph, erfahren wir, dass die Wintersaison hier zwischen Ende Oktober bis in den Mai dauert. Durchschnittliche Schneehöhe im Winter: 4-6 Meter… Unvorstellbar, wenn man hier bei über 30° rumläuft und im nahen Eleanor Lake baden kann. Aber offenbar liegt Blue River genau am richtigen Ort, dass Niederschläge sowohl bei südlichen, als auch bei nördlichen Winden genau hier abgeladen werden und kalt scheint’s hier im Winter sowieso immer zu sein.
Im Zentrum von Blue River, Blick nach Süden…

…und nach Norden. Da ist wirklich nicht viel – ausser diesem Heli Skiing Resort…

Nach dem Sonnenuntergangsbesuch des Eleanor Lake laufen wir auf dem RV Park noch Ralph, dem Eigentümer, in die Arme. Ein gesprächiger und geselliger Kerl, welcher uns sofort zu einem Wodka Cranberry einlädt, sein Gitarre holt und mit durchzogener Ton-Trefferquote ein paar Lieder zum Besten gibt. Marianna bekommt dann sogar noch seine CD, welche wir während den folgenden Tagen im Auto einmal komplett abspielen. Punkt.
Sonnenuntergang am Eleanor Lake:

Am Mittwoch, 16.7., nehmen wir dann schlussendlich die letzte Etappe und fahren in den Jasper National Park ein. Wir kaufen uns am Eingang gerade einen Annual Pass, eine Jahreskarte, der für sämtliche Nationalparks gilt. Später wird sich herausstellen, dass wir gut gewählt haben, besuchen wir doch total 6 Nationalparks auf etwa 8 Tage verteilt. Da rentiert sich der Annual Pass bereits.