Cairns zum 2. und Tablelands

Dienstag, 26.5. bis Mittwoch, 27.5.2009

Nach unserem Abstecher in den Norden nach Port Douglas, Mossman und den Daintree National Park bleiben wir noch einmal für drei Nächte in Cairns hängen.

Den ersten dieser beiden Cairns-Tage haben wir eigentlich für die Lagoon und einen Besuch im DFO (Direct Factory Outlets) Einkaufscenter vorgesehen. Doch wir haben die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Da wir seit über 5 Wochen immer nur einfach eitel Sonnenschein hatten, war es ja eigentlich überfällig, dass wir mitten im Regenwaldgebiet auch einmal erfahren, woher dieser Wald seinen Namen hat. Cairns, regnerisch, 24°C. Na dann, wird es halt nichts mit der Lagoon und es bleibt mehr Zeit für’s Shopping…

Auch unser zweiter Cairns-Tag präsentiert sich nass. So grübeln wir halt die Regenjacken zuunterst aus unseren Koffern, bleiben aber bei unserem vorgesehenen Ausflug in die Tablelands, ca. 50 km südwestlich von Cairns. Die Tablelands sind eine Art Hochebene auf 600 bis 1000 m.ü.M., welche aus Landwirtschaftsflächen und tropischem Regenwald bestehen. Weil der Boden vulkanischen Ursprung hat und gleichzeitig ein ideales Klima herrscht, kann in den Tablelands wohl so ziemlich alles angepflanzt werden und es gedeiht auch. Ich bin sicher, dort wo wir unsere Öpfugröibschis (für unsere deutschen Leser: Apfelkerngehäuse) aus dem Auto ins Land raus warfen, stehen in einem Jahr Apfelbäumchen… 🙂
Den Löwenanteil des Landes nehmen auch hier die Zuckerrohrfelder ein, dicht gefolgt von Bananenplantagen. Wie wir sehen können oder auch nur Schildern am Strassenrand entnehmen, werden hier aber auch Wein, Kaffee, Kakao, Mandarinen und Mangos angebaut. Es ist schon klar, warum das Gebiet von den Aussis auch “food bowl of the north” genannt wird…
Die Anfahrt über den Gillies Highway hat es in sich, denn die Strasse ist nicht ganz so, wie es der Begriff “Highway” vermuten lässt. Ich kann mich nicht erinnern, schon jemals eine so kurvige Strecke gefahren zu haben. Klar, eine Passfahrt in den Schweizer Alpen hat noch engere Spitzkehren. Aber hier ist direkt Kurve an Kurve gehängt, ohne ein gerades Stück dazwischen. Und das über etwa 15 Kilometer durch Regenwald leicht den Berg rauf. Meine Lenkbewegungen kommen mir vor wie in einem schlechten Film, wenn der autofahrende Darsteller einfach dummdusslig hin und her steuert. Nach drei Viertel der Strecke braucht Marianna dann auch trotz eingeworfenem Antischlecht eine Pause, um den Magen wieder aus dem Hals zurück in den Bauch zu bringen.

Unsere erste Station ist der Lake Barrine, ein kleiner, fast runder See inmitten des Dschungels. Entstanden ist er ursprünglich als Vulkankratersee. Wir wollen trotzdem, dass es zwischendurch immer mal wieder etwas regnet, die 5 km lange Dschungel-Rundwanderung um den See machen – unsere Wanderschuhe möchten schliesslich auch in Queensland mindestens einmal aus dem Kofferraum. Im Restaurant beim Ausgangspunkt ist auf einer Tafel angeschrieben, welche Tiere aktuell gesichtet wurden und deshalb im Moment möglicherweise angetroffen werden können: Pythons, Schildkröten, Schnabeltiere, Ulysses und so eine Art Truthähne mit rotem Kopf, von denen ich nicht mehr weiss, wie sie heissen. Yeah! Python und Platypus, das wäre ja der Hammer :-). Aber wie schon so oft, wurde uns nur der Speck durchs Maul gezogen. Ausser auf ein paar dieser Rotkopf-Gockels, die man hier wirklich oft sieht, treffen wir auf keines der Tiere. Jedenfalls sehen wir keine. Ob wir einer Python fast auf den Schwanz getreten sind, wissen wir aber nicht so genau. Der Regenwald ist gerammelt voll mit Lianengewächsen und durch die Regennässe sehen die eigentlich alle ein wenig aus wie Schlangen…

Drei “Suchsel” aus dem Regenwald: im linken Bild ist ein Rotkopf-Gockel, im mittleren ein Martin und im rechten eine Marianna:

Weitere Impressionen. Wie bereits in einem anderen Beitrag geschrieben: das Fotografieren im (dunklen) Regenwald ist ziemlich brotlos. Deshalb nur ein paar Fotos von den allgegenwärtigen verzworkelten Gewächsen und vom Barrine Lake.

  

 

Am Ende unserer Runde kommen wir noch an den beiden riesigen Kauris vorbei – die höchsten Bäume, welche hier im Regenwald rumstehen. Sie werden bis um die 80 Meter hoch und sind damit eine Etage höher, als der ganze restliche Wald. Ihr Stamm unterhalb des Wald-Daches ist ziemlich schnörkellos gerade und sauber, weil der Baum ohne gross Äste zu machen zuerst einmal bis ans Licht hochwächst. Geniale Sache…

Ein wenig weiter auf dem Gillies Highway liegt Lake Eacham, der kleine Bruder von Lake Barrine. Auch hier machen wir einen kleinen Aussichtshalt, diesmal jedoch ohne Wanderung.

Für den Rückweg in Richtung Cairns wählen wir aus Rücksicht auf Mariannas Magen eine andere Strecke mit ein paar Kurven weniger. Sie führt uns quer durch die Tablelands, welche in der Abendstimmung unglaublich malerisch wirken. Unterwegs zieh’n wir auch noch eine weitere Naturattraktion rein, an welcher wir vorbei kommen: den “Curtain Fig Tree” (siehe Bild rechts).

Zudem stellen wir fest, dass es in den Tablelands neben den ganzen Plantagen auch etliche Kuhherden hat. Diese scheinen alle eines gemeinsam zu haben (neben den gleichen Tieren natürlich): zwischen den Kühen marschieren immer so weisse Vögel umher, welche sich offensichtlich einbilden, auch Kühe zu sein. Jedenfalls tun sie so, als würden auch sie grasen und zur Herde gehören. Den echten Kühen scheint das egal zu sein.

Nachfolgend noch ein paar weitere Impressionen von den Tablelands. Die rote Erde ist übrigens tatsächlich so rot… Das Feld im Hintergrund in diesem Bild ist eine Bananenplantage. Das Schild auf dem Foto ganz rechts warnt vor Baumkängurus – von welchen wir ausser auf diesem Schild leider keines zu Gesicht bekamen :-(.

 

 

Es ist bereits tiefe Nacht (also nach 18 Uhr), als wir wieder in Cairns ankommen, um unseren letzten Abend im warmen Norden (tönt schräg für uns Europäer, nicht?) zu verbringen. Und da der Himmel mittlerweile wieder ziemlich offen ist, geniessen wir am Donnerstag Vormittag auch noch einmal die Lagoon, bevor wir definitiv in südlicher Richtung aufbrechen.

Cairns – Port Douglas

Donnerstag, 18.5. – Donnerstag, 25.5.2009

Um unseren Flug von Darwin nach Cairns um 7 Uhr zu erwischen, müssen wir heute sogar noch früher aufstehen, als wir die letzten 4 Wochen von den Camping-Weckern (sprich: den Vögeln) aus dem Schlaf gezwitschert und gekrächzt wurden: kurz vor 5 Uhr. Für uns zwischenzeitlich zu Frühaufstehern mutierten Morgenmenschen natürlich kein Problem… 😉 Tatsächlich ist es aber kein Problem für mich selbst, da ich sowieso nur so mittelprächtig schlafen konnte. Bei unserem letzten Ausflug im Kakadu N.P. bei den Gunlom Falls habe ich mir beim besonderes eleganten Ausstieg aus dem Rock Pool (ich machte sogar noch Marianna auf die vermeintlich äusserst effiziente Technik aufmerksam) eine Felskante unter die Rippen gestossen. Das schmerzte im Moment etwas, versurrte dann aber wieder. Während unserem Aufenthalt in Darwin holte es mich dann irgendwie wieder ein und fing an, in lästiger Art und Weise zu schmerzen. Weil mich diese erst so verspätet eingesetzten Schmerzen etwas beunruhigten, suchten wir nach unserer Ankunft im Resort in Cairns eine Ärztin im Cairns 24 Hour Medical Centre auf. Die Diagnose ist so, wie sie eigentlich zu erwarten war: entweder die unterste Rippe geprellt/gestaucht, oder – wahrscheinlicher – die Muskelfaszien direkt darunter verletzt. Da in beiden Fällen einfach Abwarten und Tee trinken angesagt ist, entliess mich die Ärztin mit einem simplen Pain Killer Rezept. Tja, und von diesen Pain Killers werfe ich nun halt für den Moment ab und zu einen ein. So geht das recht gut. [Nachtrag vom 24.5.: mittlerweile geht’s wieder ohne.]

Ford FalconIn Cairns fassten wir auch unser neues Auto von der Vermietstation: einen ganz normalen PW ohne Bett und “Küche”, dafür einem Kofferraum und Cruise Control. Yipiiie! Es ist ein Ford Falcon XR6 mit einem nicht ganz so dezenten Heckspoiler. Zusammen mit den Niederquerschnittreifen und einem Tacho, der bis 260 km/h geht, ruft dieses Auto nach einem etwas sportlicheren Fahrstil, als ich ihn die letzten 4 Wochen pflegte…

Cairns mag uns sehr gefallen. Wie schon in Darwin und Broome hat es extrem viele junge Leute, welche zum Teil unanständig braungebrannt und lässig sind. Da passen wir zwei ja bestens dazu – besonders ich, der kreideweisse Jüngling mit Wampe und weiss-blondem Haar… ;-). Besonders angetan hat es uns die Lagoon, eine Art Freibad direkt an der Esplanade (am Meer). Diese wurde vor ein paar Jahren eingerichtet, weil es in Cairns selber wegen der Ebbe/Flut keine Badestrände gibt. Anders als Freibäder bei uns wurde dieses Bad in die offene Promenaden-Parkanlage integriert und ist somit auch rund um die Uhr “geöffnet”. Auf den Grünanlagen verteilt hat es ein halbes Dutzend BBQ-Facilities (Grillstellen), fest eingerichtete Gasgrills mit allem Drum und Dran, welche auch sehr rege benutzt werden. Neben Stadtbummel und Shopingcenter besuchen wir in Cairns auch zum zweiten Mal auf unserer Reise ein Kino – X-Men Origins, wegen Hugh Jackman also ausdrücklich ein Film für Marianna… 😉

Die “Lagoon” von Cairns:
Cairns Lagoon Cairns Lagoon Cairns Lagoon

Flying Foxes TreeMitten in Cairns entdecken wir dann noch eine auf besondere Art spezielle Bäume. Eigentlich hören wir sie zuerst mehr, als dass sie uns optisch auffallen. Offenbar gibt es einen bestimmten Typ Baum, welcher unter Flying Foxes als bevorzugte Schlafstätte gilt. Wir wissen im Moment noch nicht, zu welcher Tiergattung diese Flying Foxes gehören, für uns sehen sie jedenfalls aus wie Fledermäuse. Flying FoxesUnd da es scheinbar auch zur Schlafenszeit (also tagsüber) immer wieder etwas zu meckern gibt, machen diese Viecher einen ziemlichen Lärm. Dazu muss präzisiert werden, dass in so einem Baum nicht etwa nur ein paar einzelne dieser Flying Foxes hängen, sondern hunderte! Interessant finden wir übrigens auch, dass die gleichen Schlafbäume nach Einbruch der Dunkelheit komplett leer sind, wir jedoch nie einen Flying Fox herumfliegen sehen.

Via die wunderschönen Northern Beaches von Cairns reisen wir am Mittwoch Richtung Norden nach Port Douglas. Weil er gerade  so schön am Weg liegt, besuchen wir unterwegs den Cairns Tropical Zoo. Krokodile, Vögel, Eidechsen, Schlangen, diverse Vögel in knalligen Farben, Kängurus, Wombats, Koalas uns ein paar andere Tierchen mehr – soooo ausserordentlich “Tropical” war das nicht, eher Australia Standard. Hätten wir uns sparen können.

Koala Pelikan 

Marianna

Während wir hier oben im Norden der Ostküste nach wie vor super Wetter haben, sehen wir im TV, dass es weiter unten an der Küste rund um Brisbane durch gewaltige Regenfälle schlimme Überschwemmungen gegeben hat. Neben den diversen Evakuierungen und Sperrungen scheint man das hier verhältnismässig locker zu nehmen und wir hoffen, dass sich die Lage wieder normalisiert hat, bis wir in gut zwei Wochen in Brisbane einfahren werden. [Nachtrag vom 23.5.: eben haben sie im TV noch neue Regenfronten und Überschwemmungen angekündigt. Die Brisbane Region scheint wirklich in einer grob garstigen Suppe zu sitzen.][Nachtrag 24.5.: die Suppe kam zwischenzeitlich weiter südlich in New South Wales an. TV: Schäden in der Höhe von “tens of millions”. Wirklich eine üble Sache…]

Auch Port Douglas, ein kleiner Ort mit knapp fünftausend Einwohnern, ist zwar sehr touristisch, hat aber trotzdem irgendwie Charme und gefällt uns bestens. CarnivaleInsbesondere treffen wir es just auf die jährliche Carnivale-Woche, den Event in Port Douglas. Am Freitag Abend ist grosser Umzug und anschliessend Feuerwerk. Beides mutet uns zwar ziemlich handgestrickt an, lustig ist es aber trotzdem. Am Samstag ist dann “Beach Day”. Der Strand (4 Mile Beach), vor zwei Tagen noch Australia-like leer, ist gerammelt voll Leute, es hat Stände mit Food und Ramsch und – jetzt kommt’s –  die Army Band von Townsville gibt ein Konzert im Grünen, welches uns echt begeistert. Von “Mustang Sally” über “The Final Countdown” bis zu “TNT” reicht das Repertoire, welches für eine Militärband recht aussergewöhnlich ist. Wären da nicht die hoch korrekten Uniformen und die schwarzen Ausgangs-Lackschuhe, würde man eher eine private Profi-Truppe vermuten.

Impressionen von der Port Douglas Region:
Bauland!Blick vom Hausberg von Port Douglas auf den 4 Mile Beach. Im Schatten im Vordergrund ist eine leere Bauparzelle zu verkaufen. Keine schlechte Aussicht…

 

Der nette Herr und seine beiden Kumpane im rechten Bild scheint zum Inventar von Port Douglas zu gehören. Wir sehen ihn immer wieder und er wird von allen Locals gekannt und gegrüsst. Zudem scheint er wie R.L. aus M. ziemlich mediengeil zu sein: kaum hat er meine Kamera entdeckt, warf er sich so in Pose…

Am Sonntag, unserem letzten vollen Tag in Port Douglas, besuchen wir noch den Märit, geniessen den 4 Mile Beach und schreiben endlich einmal wieder ausgiebig in Blog und Tagebuch.

 Ein netter Delta- und Gleitschirm-Startplatz in der Nähe von Port Douglas 🙂